Animationsfilm, der bewußt auf konstruierte Handlung verzichtet. Literarischer, epischer und dramatischer Gehalt entsteht aus kaleidos-kop-optischen Eindrücken und Formspielen, also durch Bezüge von Bildern. Selbst Figuren bleiben hintergründig, spielen keine "Hauptrolle". Grundtenor des Films: Heitere Lansschaften, ein Schatten geht durchs Bild, Erschrecken und Erstarrung. (Marin Magnitz)
Kurzspielfilm. "In no sense" ist eine lustvolle Inszenierung verbotener Phantasien. Szenen aus der Kindheit der zehnjährigen Laura umschreiben ihre sexuelle Neugierde und ihren Wunsch, vom Vater in die Geheimnisse erwachsener Sexualität eingeweiht zu werden. Mit den Kindheitsszenen verzahnt ist eine zweite Handlungsebene. Eine erwachsene Frau, Carletta, erlebt die sexuelle Gewalt eines Liebhabers, ohne Angst oder Abwehr zu zeigen. Mit der filmischen Verknüpfung der beiden weiblichen Figuren erzählt Claudia Schillinger keine individuelle Geschichte, sondern versucht, die Verwicklung von Frauen in einer Struktur darzustellen, die nicht auf die klassische Opfer-Täter-Rolle zu reduzieren ist.
Animationsfilm. In fünfzehn animierten Situationen wird von einer wundersamen Begegnung zwischen Mensch und Vogel erzählt. Was passiert, als der Radfahrer Fred einen jungen, entkräfteten Raubvogel findet und ihn in seiner Großstadtwohnung überwintern läßt? Indem Artur Dieckhoff zum ersten Mal die Holzschnittechnik mit dem Medium Film verknüpft, gelingt ihm, wovon schon Dürer geträumt hat: seine Figuren zum Tanzen zu bringen.
In Anlehnung an das Grimm`sche Märchen "Der Wolf und die sieben Geißlein" erzählt der Figurenanimationsfilm eine bedrohliche Geschichte aus dem Konsum- und Medienzeitalter. Die Geißlein bewundern im Fernsehen den Wolf als Helden, dessen Gefährlichkeit sie auch dann nicht erkennen, als er vor ihrer Haustür steht. Nur das jüngste Geißlein findet ein Versteck vor ihm - im Fernseher. Seine Geschwister werden zwar von ihrer Mutter aus dem Bauch des Wolfes befreit, doch er hat schon seine Spuren hinterlassen. (Quelle: Hamburger Filmbüro, Filme aus Hamburg. Hamburg: Februar 1993)
Spielfilm. Tendenzen unseres heutigen Großstadtlebens, weitergedacht: Die Sonnenstrahlen sind tödlich geworden, das Leben spielt sich nur noch nachts und in verdunkelten Räumen ab. Das Monopol auf die Vergangenheit liegt in den Händen einer bewaffneten Organisation, die aus alten Naturaufnahmen elektronische Illusionen produziert. Nicht alle Figuren dieser Szenerie finden sich mit dem Überleben in der künstlichen Welt ab. Katz, ein Dealer, streunt durch die Stadt und verkauft Ansichtskarten vom Leben im Freien. Herzog versucht, die Sonnenstrahlen zu etragen und lernt die Stadt bei Tag kennen. Sunnys Bar ist der Treffpunkt für die Abtrünnigen der Halben Welt. Ihre Ausbruchsversuche bleiben nicht unentdeckt.
Dokumentarfilm. Portrait von Menschen, die in der unterirdischen Stadt von Moskau leben
Essayfilm. "'Der Fotograf' ist eine hintersinnige Reflexion über Photographie und Film, über Geschichte und Leben. Gegliedert in einzelne Kapitel, dem Lebenslauf des Photographen folgend und immer wieder von kurzen Exkursen unterbrochen, umkreisen die Geschichten, die Hannes Büx und seine Geliebte den Photos geben, deutsche Historie. In ihnen spiegelt sich Vergangenes, ohne daß ein beschaulicher Rückblick entsteht. Die Figuren der Episoden erscheinen als Abhängige historischer Prozesse, auf die sie nur bedingt Einfluß hatten. Dabei erlauben die Photographien beides: den Blick auf die Geschichte und auf die private Aneignung derselben... Erinnerung an das letzte Jahrhundert ist heute ohne Photographie schwer vorstellbar. Undenkbar auch, daß - wie im Film hervorgehoben - ein heutiger Machthaber Stapelläufe und Paraden seiner Kriegsmarine mit Photos dokumentieren ließe, als Berichterstatter einer Seeschlacht hingegen nur einen Marinemaler zuließe..." (Nicolaus Schröder in: Szene, Hamburg, 11/89)
Spielfilm. Die Geschichte von Wanda und ihrer sadomasochistischen Freundesclique, die ihre Obsessionen als bizarre Bühnenshow inszeniert: Als eine neue Gespielin in den Kreis aufgenommen wird, nehmen die lustvollen Quälereien überhand; Gregor, der seine Position bedroht sieht, begeht eine Verzweifelungstat, aber das Publikum hält seine Rebellion für einen Teil der neuen Show. Die Filmemacherinnen Mikesch und Treut liefern eine exentrische Version von Sacher-Masochs Roman "Venus im Pelz" (1870). Die Figuren wirken wie fleischgewordenen Wunsch- und Angstphantasien aus einen neo-expressionistischen Gruselkabinett, die Handlung besteht aus einer revueartig aufgefächerten Abfolge "archetypischer" Modellsituationen. Dabei nimmt der Film seinem Sujet eine ambivalente Haltung ein: Lust und Qual finden in einem abgeschlossenen Kunstraum statt, der sich fast nur über seine manieristische Ästhetik erschließt. Über den Zusammenhang von Masochismus und Emanzipation sagt dieses Experiment wenig aus; dafür wartet es immerhin mit einer irritierenden, nahezu wildgewordenen Bilderwelt auf.