Essayfilm. "'Der Fotograf' ist eine hintersinnige Reflexion über Photographie und Film, über Geschichte und Leben. Gegliedert in einzelne Kapitel, dem Lebenslauf des Photographen folgend und immer wieder von kurzen Exkursen unterbrochen, umkreisen die Geschichten, die Hannes Büx und seine Geliebte den Photos geben, deutsche Historie. In ihnen spiegelt sich Vergangenes, ohne daß ein beschaulicher Rückblick entsteht. Die Figuren der Episoden erscheinen als Abhängige historischer Prozesse, auf die sie nur bedingt Einfluß hatten. Dabei erlauben die Photographien beides: den Blick auf die Geschichte und auf die private Aneignung derselben... Erinnerung an das letzte Jahrhundert ist heute ohne Photographie schwer vorstellbar. Undenkbar auch, daß - wie im Film hervorgehoben - ein heutiger Machthaber Stapelläufe und Paraden seiner Kriegsmarine mit Photos dokumentieren ließe, als Berichterstatter einer Seeschlacht hingegen nur einen Marinemaler zuließe..." (Nicolaus Schröder in: Szene, Hamburg, 11/89)
Experimentalfilm. "Der Film verbindet Fotografien (Stills) und Filmfotografie miteinander: 118 Fotografien und 26 Filmeinstellungen in vier Bilddteilen. 1.Vegetation, 2. der Arbeitsprozess einer Frau an einer Druckmaschine, 3. Nahaufnahmen von Gesichtern eines Mannes und einer Frau, 4. eine Bewegungssequenz am Boden, ausgeführt von einer Tänzerin. Im Wechsel erzeugen die gefilmten Einstellungen eine Idee von Bewegung in den Fotografien. Und die Fotografien wiederum verdeutlichen die Zeitempfindungen der filmischen Bewegung. Bewegung im Bild erscheint einmal als Körperempfinden im Raum, dann als zweckgerichtete Handlung, dann als Beziehung zwischen zwei Personen. Der Raum, den eine Bewegung einnimmt, wird sichtbar. Die Entdeckung des Ortes. Der Raum des Kamerabildes meiner Fotografie ist nicht eine distanzierte Ansicht, sondern Umgebung der Körper der Personen, Stofflichkeit, ein Hohlraum, Volumen einer Bewegung." (Silke Grossmann in: Informationsblatt , Hamburger Filmbüro e.V., Internationale Filmfestspiele Berlin, Panorama, 1988)
Dokumentarfilm. Der Film ist ein Zeitclip, ein "authentisches Dokument" unserer inszenierten Heimat. Die Gemeinde Ketsch (12.000 Einwohner) steht symbolisch für das ganze Land. Historisches Film- und Fotomaterial vermischt sich mit der Moderne und ihren bunten Zeichen. "Berufsmäßig arbeite er bei der Post, weiß der seltsam gekleidete Mann der Kamera zu berichten, 'hobbymäßig bin ich jetzt hier beim Texasclub Phillisburg.' Einen 'Zeitclip' nennt der Wahlhamburger Tom Ammon die einstündige Dokumentation seiner Heimat zwischen Mannheim und Karlsruhe, wo die deutschamerikanische Wirklichkeit die dumpfbuntesten Blüten treibt. Historische Aufnahmen der 30er und 60er Jahre, Fotografien und Super-8-Amateurfilme reiht er zu einem Dokumentarfilm, 'bei dem die Frage nach der Realität lang- weilig geworden ist.' So inszeniert wie die Wirklichkeit, findet Ammon, kann ein Spielfilm gar nicht sein..." (cht in: Die Tageszeitung, 3.12.87)
Dokumentarfilm. 12. Januar 1987, 11 Uhr, Mutlangen, Baden-Württemberg. 20 Richterinnen und Richter demonstrieren einen Monat nach einer Raketen-Alarmübung der US-Truppen, bei 20 Grad minus, gegen die Stationierung der US-amerikanischen Pershing II in der Bundesrepublik Deutschland. "Die Aktion hatte als 'erste Richterblockade' Aufsehen erregt. Die Richterinnen, Richter und Staatsanwälte hatten damals zwei Stunden lang bei zwanzig Grad Kälte die Zufahrt zum Depot des Stützpunktes blockiert und mehrere Fahrzeuge an der Durchfahrt behindert, indem sie sich auf die Straße setzten. Der Film zeigt die Situation ausführlich bis zum dem Augenblick, in dem die Teilnehmer von Polizeibeamten von der Fahrbahn geschleppt und teils von der Polizei fotografiert werden." (Frankfurter Rundschau, 28.3.1987)
Dokumentarfilm. Ein Film über die Künstlerin Ella Bergmann-Michel, die 1895 in Paderborn geboren wurde und 1972 in Eppstein im Taunus starb. Der Film zeigt vor allem ihre Arbeiten: Zeichnungen und Collagen, Fotografien und Sequenzen aus ihren Dokumentarfilmen, Ende der 20er Jahre. Der Film bringt zusammen, was oft fälschlicherweise getrennt wird, nämlich die Malerin auf der einen Seite, die Dokumentarfilmerin auf der anderen.
Dokumentarfilm mit Spielfilm-Teilen. 1911 kommt Eva Sandberg als Tochter eines jüdischen Arztes in Breslau zur Welt und wächst in Bad Landeck, einem schlesischen Ort im heutigen Polen, auf. Als Kind hat sie einen Traum: Einmal wird der Kaiser von China um ihre Hand bitten. Nach einem Fotografiestudium in München und einem Aufenthalt in Stockholm reist sie 1934 in die geheimnisvolle Sowjetunion, wo sie ihrer großen Liebe, dem chinesischen Schriftsteller Emi Siao, begegnet. Nicht ohne Angst folgt Eva ihrem Mann nach China. Verwirrende Lebenssituationen für ein Mädchen aus bürgerlichem Haus folgen: Die Höhen von Yan'an, Mao Zedongs Hauptquartier Anfang der 40er Jahre. Ein erbärmliches Leben in Kasachstan von 1944 - 49 ohne Emi. Dann das Wiedersehen in Moskau. Es folgen glückliche Jahre in Peking. Eva arbeitet als Fotografin, macht Filme und Ausstellungen, hat Erfolg. Eines Tages steht in Peking ein Gärtner vor ihr, bescheiden und demütig. Es ist Pu Yi, der abgedankte Kaiser von China. Während der Kulturrevolution werden Eva und Emi im Beisein ihrer Kinder unter Spionageverdacht verhaftet und verbringen sieben Jahre in Einzelhaft. Emi erholt sich nach der Entlassung nicht wieder und stirbt 1983, nach langer Krankheit. Eva Siao lebt heute in Peking.
Spielfilm. Die Mauer ist gefallen, Katharina und ihre Familie können wieder nach Dresden reisen. Katharina will ihre alte Liebe zu Ende träumen, "ihr" Haus in Dresden wieder bewohnen, wiedervereint mit ihrer Jugendliebe Alf sein und endlich im Kreis aller Lieben Weihnachten feiern. Wollen die Enkel das auch? Sophie, Studentin aus Köln, Stefan, der Musikstudent aus Dresden, und Johanna, die Fotografin aus Ostberlin, haben trotz derselben Sprache Verständigungsschwierigkeiten. Durch den Film geistert das Lachen und der Gesang von Ilse. Lebt Ilse noch? Wurde sie von ihrer Schwester Katharina wirklich denunziert? Oder ist Ilse, die Unangepaßte nur ein Sinnbild der Lebensfreude in den Träumen anderer Menschen, von denen dieser Film erzählt? Nichts ist so, wie es scheint. Die Vergangenheit mit ihren Erinnerungen, Lebenslügen und Lebensträumen wird hinterfragt, um in der Gegenwart die richtigen Fragen stellen zu können. Davon handelt dieser Film. (Quelle: Hamburger Filmbüro, Filme aus Hamburg. Hamburg: Februar 1992) (22. Internationales Forum des Jungen Films, Infoblatt 12, 1992)
Experiementeller Film zu dem Hörstück "Die Befreiung des Prometheus" von Heiner Goebbels, nach Texten von Heiner Müller: Während Herakles das Massiv umkreist, um den gefesselten, von den Schabelhieben des Adlers gepeinigten Prometheus zu befreien, ist dieser als ein mittlerer Angestellter auf dem Weg zu seinem Chef - in einem Fahrstuhl. Ein wichtiger Termin. Aber der Fahrstuhl spielt verrückt und wird ihm zum Gefängnis... Zwei Texte des Dramtikers Heiner Müller, die mit Ironie die Geschichte zweiter Männer erzählen. Der Komponist Heiner Goebbels hat diese Texte ineinandergeschoben und musikalisch zu einem Hörstück bearbeitet: "Die Befreiung des Prometheus". Theo Janßen komponierte de Bilder dazu: dokumentarische, inszenierte und journalistische Bilder. Archivaufnahmen, Fotografien, Zeichnungen - nicht illustrierend, sondern assoziativ und kontrapunktierend. So ist eine Art "Filmoper" oder "Filmmusical" entstanden.
Dokumentarfilm. Eigentlich wollte Frieda Müller nach Amerika auswandern. Sie ist erstmal in ihr Nachbardorf gezogen und dort geblieben. Lina, ihre kleine Schwester, ist nach Florida gegangen. Der Film versucht, die beiden Schicksale zu verbinden. Gleichzeitig ist es auch ein Film über Fotografieren und Gefilmtwerden. (Quelle: Hamburger Filmbüro, die Filme. Hamburg: August 1989)